Dienstältester Schulleiter Otto Granich geht von Bord

Schondra, den 27.07.2015

Wenn am 31. Juli die Schülerinnen und Schüler ihren letzten Schultag vor den Sommerferien genießen, ist dieser Tag für Rektor Otto Granich der allerletzte Schultag in seinem Leben. Nach 41 Dienstjahren geht der Schulleiter der Grund- Und Mittelschule Schondratal in den wohlverdienten Ruhestand.

Wenn man ihn fragt, was ihm Freude an seiner Arbeit geschenkt hat, dann spricht er von den vielen bereichernden Begegnungen mit Schülern, Eltern und Kollegen. Zunächst in Riedenberg, wo er fünf Jahre lang als Lehrer eine kleine Schule und kleine Klassen lieben und schätzen lernte: „Ich spürte, so müssen Schulen sein – nah am Schüler, nah an den Eltern, nah an den Kollegen!“ Die vielen Kinderdorfkinder in Riedenberg seien eine echte Herausforderung gewesen: „Ich habe viele wertvolle Erfahrungen machen dürfen. Ein perfekter Start ins Berufsleben!“

Nach Riedenberg folgten drei Jahre als kommissarischer Schulleiter in Poppenroth. Geprägt habe ihn aus dieser Zeit die sehr gute Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern als Schulträger: „Die Bürgermeister und Gemeinderäte haben nach besten Ermessen dafür gesorgt, dass wir Lehrer Lehrer ordentlich arbeiten und die Schüler lernen konnten!“

18 Jahre wirkte Otto Granich als Schulleiter in Wartmannsroth: „Der Schulhausbau in Wartmannsroth war sicher ein Highlight in meiner Schullaufbahn. Ich durfte den Bau mit meinem Ideen beeinflussen und habe dabei ein neues Verständnis und neuen Respekt für das Handwerk und das Baugewerbe entwickelt!“

Seit 2005 ist Otto Granich Schulleiter der Grund- und Mittelschule Schondratal. Sofort merkten die Eltern, dass mit dem neuen Rektor einige familienfreundliche Neuerungen kamen. So wurde der Stundenplan für alle Grundschulklassen so organisiert, dass alle Kinder erst um 12.15 Uhr die Schule verlassen. Die Stunden, in der zum Beispiel die Erstklässler keinen regulären Unterricht haben, werden mit Musikunterricht, Basteln oder Hausaufgabenhilfe durch engagierte Eltern als Aushilfskräfte gefüllt: „Ich habe das Konzept „Fördern statt Fahren“ genannt“, erzählt Rektor Granich. „Anstatt die Kinder nach der dritten oder vierten Stunde mit Bussen durch die Gegend zu fahren, fördern wir die Kinder hier in der Schule.“ Das Geld, was die Kommunen für den Fahrdienst sparen, konnte dann in Aushilfspersonal investiert werden. Das funktioniere allerdings nur mit einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Kollegen, Eltern und Bürgermeistern. Wichtig war ihm als Schulleiter, ein Schulklima zu schaffen, wo sich die Lehrerinnen und Lehrer wohlfühlen: „Wenn sich ein Kollege oder eine Kollegin in der Schule wohlfühlt, dann überträgt sich das auch auf den Unterricht und den Umgang mit den Kindern.“

In den Ruhestand geht der Schondraer Schulleiter mit einem lachenden und einen etwas betrübten Auge. „Ich fühle mich wohl in Unterfranken, ich fühle mich wohl in Schondra“, bekennt der gebürtige Oberbayer. Aber die Arbeit eines Schulleiters sei in den letzten Jahren zunehmend schwieriger und zur Überbelastung geworden. Die Verwaltungsaufgaben seien zunehmend vom Kultusministerium und den Schulämtern den Schulen aufgedrückt worden. Schulleiter sollen jetzt die Organisation von Schulverbänden bewerkstelligen und gegebenenfalls auch Schulen auflösen.

So habe er zunehmend inhaltliche Differenzen mit dem bayerischen Schulsystem erfahren. Gerade zu gemischten Jahrgangsstufen, den aufgeblähten Grundschulzeugnissen und der Evaluation an seiner Schule, die in den nächsten Jahren abgewickelt werden soll, habe er stets eine kritische Meinung gehabt.

Daneben habe er in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Zahl verhaltensauffälliger Kinder rasant zugenommen habe. „Wir erleben in der Schule zunehmend Problemkinder, also Kinder, die Probleme mit in die Schule bringen. Verständlicherweise wirken sich diese Probleme auch auf die Leistung und das Verhalten in der Schule aus!“ Zur Konfliktprävention habe man jetzt zusammen mit dem Elternbeirat einen Handyvertrag für die Schule entwickelt, der die Benutzung von Handys reglementiert. „Wir wollen so Cybermobbing an der Schule verhindern“, erläutert der Rektor. „Auch die Polizei ist an unseren Erfahrungen mit dem Handyvertrag interessiert!“

Der dienstälteste Rektor im Landkreis Bad Kissingen mit 31 Jahren Schulleitung schließt jetzt Ende August zum letzten Mal die Schultür hinter sich zu. Die vergangenen Jahre mit den Verhandlungen über den Verbund der Mittelschulen in Wildflecken, Brückenau und Schondra haben ihn viel Kraft gekostet, bekennt Otto Granich. Deshalb freue er sich, dass er relativ gesund in den Ruhestand gehen könne. „Jetzt habe ich mehr Zeit für die Familie und meine Hobbys: Schlepper fahren und Golf spielen!“ Und statt Schulkindern zu unterrichten, spielt er im neuen Schuljahr lieber mit den Enkelkindern!

 

Bild zur Meldung: Rektor Otto Granich übergibt Ende des Monats die Schulleitung an die bisherige Stellvertreterin Sabine Kreil. Die Aufgabe als stellvertretende Schulleiterin wird ab September Christel Hentschel übernehmen.