Einraffshof

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Der Einraffshof als Einzelhof


Genannt ist der Einraffshof schon relativ früh. Im Jahre 1317 heißt es "im Neynrauffs" oder "Neyrauffshof". Am 24.05.1582 schloss sich "Nayrufs" der Beschwerde gegen die Herren von der Tann an. 1602 und 1603 erscheinen die Namensformen "Nähräuffs" und "Neyraufs". Im Schätzungsregister vom 6.11.1628 ist unter Schondra verzeichnet: "Hans Paul Scheffer zum Einrauffs zahlt 3 Gulden von 200 Gulden". Die hohe Einstufung weist auf einen bedeutenden Hofkomplex hin. 1656, 1665 und 1763 wird der Einraffshof als Filialort der Pfarrei Schondra genannt. Der Hof wurde im 30-jährigen Krieg zerstört. Der Hof lag dann lange brach. Erst im Jahre 1716 wird wieder ein Besitzer genannt.


Am 20.11.1764 und 1791 wird Einraufs neben Römershag, Schildeck, Dreistelz und Bernbrunn zu den "ganz steuerfreien Ortschaften und Höfen" des Amts Brückenau gezählt. Im Jahre 1834 kaufte den Klingelhof und den Einraffshof der aus Mannheim kommende Schiffseigner Heinrich Sturz. Die Vorbesitzer waren seit 1820 die Kirchenstiftung in Grafenrheinfeld und die sogenannte Fuldische Schildeck-Stiftung. Sturz muss ein sehr unternehmungslustiger Mann gewesen sein. Er muss sofort nach dem Erwerb des Hofes dort eine Brauerei errichtet haben, denn schon 1834 erscheint als Braumeister ein Christoph Kottenhäuser aus Neuburg bei Herzogenaurach.

 


Der Einraffshof als Weiler


Am 24. April 1933 wurde in Oberleichtersbach ein Arbeitsdienstlager errichtet. Es wurde am 1. April 1935 nach "Unterleichtersbach" verlegt, wie die offizielle Darstellung den neuen Standort nennt. In Wirklichkeit war der neue Standort der Einraffshof. Die Lagernummer war 7/283. Als Aufgaben des Arbeitsdienstes wurden genannt: 18 ha Kultivierung der Flurabteilung Eßbachtrift in Unterleichtersbach, 1,5 km Wirtschaftswegebau zur Erschließung der Flur Breitenbach, 150 ha Kultivierung und Entwässerung des Schondragrundes. Das Sterbebuch der Pfarrei Schondra vermeldet: "Gestorben am 29.03. beerdigt am 31.03.1936 Ernst Fürst aus Würzburg, Truppführer beim Arbeitsdienst 7/283 Lager Einraffshof. Selbstmord durch Kopfschuss in die linke Schläfe. Grund. Geistige Umnachtung (nach ärztlichem Gutachten)."


Als 1937 der Truppenübungsplatz Wildflecken entstand, wurden die dortigen Bewohner abgesiedelt. Der Gutshof Einraffshof, den Graf Kremski besaß, wurde am 14.12.1937 enteignet. Das Areal wurde von der Reichs-Umsiedlungs-Gesellschaft m.b.H. in 11 Siedlungsteile eingeteilt. Es entstanden 11 Bauernhöfe, für die am 25. Juni 1938 das Richtfest gefeiert wurde. Aus dem Einzelhof war ein Weiler geworden. Erste Nachrichten vom neuen Weiler hören wir vom 18. November 1943. An diesem Tag wurden die Anwesen des Gregor Martin und des Albin Möller durch feindliche Brandbomben entzündet. Etwa 500 m südlich der Siedlung war am gleichen Tage auch eine Sprengbombe niedergegangen.


Im Mai 1947 wurde an der Hauptstraße das heute noch dort befindliche Kreuz errichtet. 9 Mann und 2 Fachleute holten das Kreuz am 7.Mai 1947 nach hier mit einem Auto. Der Querbalken und der Schaft hatten Granatsplitter erhalten. Am 12. Mai 1947 wurde in das Fundament eine Urkunde versenkt, welche über das Schicksal des Kreuzes und über die nach Einraffshof verschickten Absiedler Auskunft gibt. Diese Urkunde wurde von Bruno Bös, Maurermeister, Rothenrein, eingemauert. Der Pfarrer der Gemeinde Schondra, Richard Höfling, war dabei mit Bürgermeister Karl Beck.


Nachdem am 5.April 1945 die Amerikaner auch in Schondra einmarschiert waren, kam eine Welle von Flüchtlingen aus den deutschen und europäischen Osten hierher. Das Arbeitsdienstlager wurde zum Flüchtlingslager. 1955 hatte der Einraffshof für die vielen Kinder der Vertriebenen eine eigene Schule, sie bestand von 1946 bis zum 15.Oktober 1956. Erst in der Folgezeit wanderten die Flüchtlinge wieder ab, und das Lager wurde abgebrochen.